BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben

Naturnahes Gärtnern: Erfahrungen sammeln

8.8.2020: Ein Besuch im artenreichen Garten von Familie Heilmann in Unteruhldingen

Unsere Gärten in Deutschland ergeben zusammen eine Fläche von 2.800.000.000 m². Darin steckt ein enormes Potential, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu entwickeln. Jeder einzelne Garten- und Balkonbesitzer kann mithelfen, Oasen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Der BUND Bodman-Ludwigshafen hat zur Inspiration eine Führung in einem privaten Naturgarten organisiert. Dass die Umgestaltung zum naturnahen Garten Schritt für Schritt geschehen kann, zeigen Brigitte und Dirk Heilmann aus Uhldingen-Mühlhofen.

"Dieser Tümpel war einfach zu voll, also haben wir die Teichmummel in einen Kübel verfrachtet. Und siehe da, sie gedeiht wider Erwarten auch dort. Gut dass ich keine Pflanzen wegschmeißen kann", schmunzelt Brigitte Heilmann. Sie steht in ihrem 500m² großen Garten, der mit dem Siegel "Natur im Garten"  des Vereins Bodenseegärten ausgezeichnet ist. Hier schlingen sich ausgehobene Schotterwegchen durch dicht besiedelte Pflanzenareale unterschiedlicher Höhen, Boden- und Lichtverhältnisse vorbei an der über 100-jährigen Mostbirne.                                              

Solch ein Garten scheint ein unerreichbares Vorbild für Artenvielfalt, Insektenwohnraum, Rückzugsgebiet und Nahrungsquelle für Mensch und Tier zu sein. Jedoch versichert Brigitte Heilmann den Zuhörern der BUND-Ausflugsgruppe, dass auch sie in kleinen Schritten begonnen hat, ihren Garten zu gestalten. "Am Anfang brauchten die Kinder Rasen-Spielfläche. Ich habe also nur auf einer kleineren Fläche des übernommenen, artenarmen Gartens Rasen umgebrochen und begonnen diese mit Samen oder Pflanzen, die sich für einen naturnahen Garten eignen, umzugestalten. Zuerst mussten wir aber auf die Suche nach Staudengärtnereien gehen, die auch Wildpflanzen anbieten. Und dann haben wir mit Geduld beobachtet was passiert." Kein Wunder, dass nach 25 Jahren ein kleines Paradies entstanden ist.                                                                                           

Brigitte Heilmann erzählt, dass sie zu Anfang eine grobe Vorstellung vor Augen hatte, wie der Garten aussehen soll, und sie freute sich über jeden kleinen Schritt, der neben mancher anfänglicher Schwierigkeit gut gelungen ist. Über viele Pflanzen oder auch Gestaltungselemente kann sie eine nette Geschichte erzählen, wie sie in ihren Garten gefunden haben. Sei es über die Holzskulpturen die dort stehen, oder über eine starkwüchsige Kletterrose, die den Baumpfleger zum Dornröschenhelden werden ließ. Auch ein paar im Naturgarten ungünstige Pflanzen sind erlaubt. Das sind zum Beispiel gefüllte Blüten. Sie sind für Insekten wertlos, da die Staubgefäße fehlen und die Insekten deshalb keinen Nektar mehr finden. Aber ein paar wenige stören den Lebensraum nicht wenn die Mischung stimmt.

Selbst entscheiden wie viel Arbeit man in den Garten steckt                             

Ob es viel Arbeit sei, werde sie oft gefragt. Am Anfang steht eine gute Planung, bei der man die verschiedenen Lebens- und Nutzungsbereiche im Garten festlegt. Das entscheidet auch über den späteren Aufwand.  Gießen war bei Frau Heilmann bis vor zwei Jahren tabu, nur frisch Gesätes und Gepflanztes bekam Wasser. Jetzt hat der Klimawandel dafür gesorgt, dass in den extremen Trockenphasen auch im Naturgarten zwar selten aber dafür gründlich gegossen werden muss. Ansonsten geht es ums Regulieren. Ihr Mann ist der ‚Wegewart‘ und entscheidet, ob Sämlinge, die sich durch den Schotterweg kämpfen, bleiben dürfen oder weichen müssen. Brigitte Heilmann beendet die Führung mit den ermutigenden Worten „Man wächst mit den Vorhaben im Garten und es macht sehr viel Freude darin zu wirken!“

Ein kleiner Junge aus der Besichtigungsgruppe ist begeistert, als beim Herantreten an diesen Teich erst mal 2 Frösche davon hüpfen.

Vielen Menschen ist nicht klar, dass eine Vielzahl von Insekten zur Bestäubung benötigt werden. Die Honigbiene macht da nur den kleinsten Teil aus.

Dieser wild gewachsene Natternkopf darf bleiben, auch wenn er sich mitten auf dem Schotterweg breit macht.

Geschäftiges Treiben auf der wilden Möhre: Wildbienen sind überraschend klein und doch so wichtig für die Bestäubung. Auf dem Bild muss man sie geradezu suchen. Wieviele findet ihr?

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