BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben

Klimaschutz benötigt andere Verkehrsinfrastrukur in der Bodenseeregion

04. Dezember 2017 | Verkehr (BW), Mobilität, Klimaschutz (BW)

Anlässlich der laufenden 23. Klimakonferenz in Bonn fordern der BUND und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Bodenseekreis sowie der NABU-Bezirksverband eine grundsätzliche Neubewertung der geplanten Verkehrsprojekte in der Region. Die Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn endlich auch der Verkehrssektor substanzielle Beiträge zur Einsparung an Treibhausgasen leistet. Die Umstellung auf Elektro-Autos ist dafür zwar ein wichtiger Schritt. Doch verschiedene Studien belegen, dass Elektro-Autos allein bei weitem nicht ausreichen, um den Verkehr klimaverträglich zu gestalten. Zusätzlich muss die Menge des Kfz-Verkehrs in den nächsten Jahrzehnten reduziert werden. Bei der Verkehrsinfrastruktur müssen daher auch in der Bodenseeregion vorrangig die Schienen-, Bus- und Radverkehrsnetze massiv ausgebaut werden.
Das im Oktober neu vorgestellte Klimaschutz-Szenario des Landesverkehrsministeriums geht davon aus, dass der Kfz-Verkehr im Jahr 2030 um 21% niedriger liegen wird, als dies bislang in der Bundesverkehrswegeplanung angenommen wurde. Für die B30 und B31 neu zwischen Überlingen und Ravensburg werden unter Berücksichtigung der Klimaschutz-Ziele rund 5.000 Kfz pro Tag weniger erwartet (siehe Abbildung). Diese neuen Erkenntnisse müssen auch in die bisherigen bzw. aktuell laufenden kleinräumigen Verkehrsuntersuchungen einfließen, die im Zuge der Dialogverfahren zur B30 und B31 erarbeitet wurden bzw. aktuell erarbeitet werden.
Klimaschutzszenario für Baden Württemberg – Verkehrsinfrastruktur 2030:
Abweichung der Kfz-Verkehrszahlen von der Prognose zum Bundesverkehrswegeplan
(Broschüre Ministerium für Verkehr Ba-Wü, Okt 2017, Ausschnitt Karte S. 20)
Auf der B31 neu und der B30 neu sind deutliche Abweichungen zwischen Klimaschutz-Szenario und BVWP-Prognose von ca. 5.000 Kfz/Werktag erkennbar. Auch auf der B33 zwischen Meersburg und Ravensburg ergeben sich deutliche Differenzen.
Angesichts der Klimaschutzziele müssen die Pläne für den autobahnähnlichen Ausbau bzw. Neubau dieser Bundesstraßen kritisch überprüft werden. Mit weniger neu gebauten Fahrspuren könnten Steuergelder eingespart und auch die Eingriffe in die Landschaft deutlich vermindert werden. Es wäre wenig sinnvoll, im Kreisgebiet hohe dreistellige Millionenbeträge in den Verkehrsträger Straße zu pumpen, nachdem man weiß, dass dieser in Zukunft schrumpfen statt wachsen muss. Die Investitionsmittel und auch die planerischen Anstrengungen sind stattdessen künftig auf die umwelt- und klimafreundlichen Verkehrsmittel zu konzentrieren. Bei der Schiene besteht in der Region dringender Nachholbedarf, besonders beim Ausbau und Elektrifizierung der Bodensee-Gürtelbahn, um einen verdoppelten Takt mit modernen Elektrotriebwagen zu ermöglichen.
Ergänzende Hintergrundinformationen zum aktuellen Klimaschutz-Senario:
Das Landesverkehrsministerium hat am 13.10.2017 ein Klimaschutzszenario für Baden Württemberg vorgestellt. Es beruht auf derselben Datenbasis wie der Bundesverkehrswege-plan (BVWP) und wurde von denselben Gutachtern erstellt wie die BVWP-Verkehrsprognose. Das Klimaschutzszenario berücksichtigt die Klimaschutzziele von Paris, während die BVWP-Prognose diese Klimaschutzziele deutlich verfehlt. Im BVWP-Szenario werden nur 21% CO2-Reduktion bis 2030 erreicht, im Klimaschutzszenario sind es immerhin 34%.
Auf den Bundesstraßen im Bodenseeraum ergeben sich im Klimaschutzszenario deutlich niedrigere Kfz-Verkehrsmengen als in der BVWP-Prognose, die bisher die Grundlage für die Bewertung der B31/B30-Ausbauplanungen war.
Infos zum Klimaschutz-Szenario Baden-Württemberg 2030:
1) Pressemitteilung mit Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse:
https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/presse/pressemitteilung/pid/verkehrsinfrastruktur-2030-klimaschutz-erfordert-erheblichen-ausbau-der-schieneninfrastruktur/
2) Broschüre zum download:
https://vm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mvi/intern/Dateien/Broschueren/Klimaschutzszenario_10-2017_web.pdf (In dieser Broschüre findet sich auf Seite 20 die Karte zu obiger Abbildung für ganz Baden-Württemberg) 

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